Montag, 9. März 2009

Kurz vor der Routine

(Sorry guys, German only this time... I'm too lazy to translate. Feel free to use the tool at the top right for some guess-work.)

Hallo allerseits,

nach langer Abstinenz gibt es heute mal einen rein deutschen Eintrag... in Anbetracht dessen, dass es nach Mitternacht ist und ich morgen um 10Uhr in der Uni sein muss, wird es aber wohl kein Roman. Das kommt den Berufstätigen unter euch aber vielleicht ganz gelegen. ;)

Wer mitgezählt hat weiß, dass ich jetzt ziemlich genau einen Monat weg bin. Wir ignorieren mal, dass Februar weniger Tage als normal hat und es bei euch immer noch nicht der 10. ist (schneller!)...

"Ich habe mich hier gut eingelebt" ist wohl, was man für gewöhnlich sagt. Es stimmt auch. Natürlich kenne ich Melbourne noch nicht wie meine Westentasche, aber Touris zum Queen Victoria Market (ein Wochenmarkt, der fast jeden Tag aufhat und super günstig frisches Grünzeug und allerlei andere mehr oder weniger notwendige Sachen anbietet) oder Bahnhöfen wie Southern Cross oder Flinders Street (vergleichbar mit Berlin Hauptbahnhof und Friedrichsstr., was die Wichtigkeit angeht) bekomme ich im Schlaf hin und im CBD (Central Business District - das Zentrum vom Zentrum) habe ich inzwischen sogar so etwas wie einen Orientierungssinn.

ABER

So richtig wirklich "zu Hause" ist es natürlich nicht. Ob es das in einem Jahr werden kann, weiß ich nicht. WAS ich aber weiß, ist, dass ich die Stadt liebe. Anders als Berlin, klar. Berlin vergleiche ich immer gern mit einer leicht heruntergekommenen (Hackeschen Markt-)Hure. Etwas schmutzig, teilweise billig, große Klappe - viel dahinter und hinter der Fassade kann man immer noch einen gewissen Glamour ausmachen, der wohl nie ganz verschwinden wird. (Das macht die Korsage.)

Melbourne ist anders. Es ist weniger Großstadt und mehr eine Ansammlung von Dörfern, die sich um eine futuristische Satellitenstadt scharren. Der Anteil der Wolkenkratzer ist verschwindend gering im Vergleich zu den geradezu beschaulichen Siedlungsgegenden, in denen man fast meinen könnte, die Zeit wäre irgendwann Mitte des letzten Jahrhunderts stehengeblieben.

Melbourne ist Dorf, Kleinstadt und Metropole in einem. Es braucht ganze 12 Minuten um aus dem Trubel heraus oder in ihn hineinzufahren (in meinem Fall mit der Tram 55, West Coburg - Domain Interchange) und 20 um vom absoluten Zentrum in ein Gebiet vorzustoßen, das nach Siedlungsgrenze/Wüstenabenteuerland aussieht.

Dennoch: "Melbournians" sehen das nicht ganz so eng. Meine Wohngegend wird als "sehr zentral" angesehen, geradezu urban... trotz der 60er Jahre "Laundrette" (Waschsalon), den kleinen Lädchen und der Tatsache, dass das höchste Gebäude eine (recht beachtliche) Kirche ist.

Man kennt sich unter Nachbarn - sofern man in Kontakt kommt - mit Vornamen. Meine Lieblingsnachbarin heißt Sandra, kommt ursprünglich aus Italien (das merkt man aber nicht mehr) und hat vor kurzem ihr erstes Kind geboren. Wenn ich nicht zu sehr Berliner wäre um wirklich detailliert zu fragen, wüsste ich inzwischen ihre Lebensgeschichte. Und das ist hier normal.

In der Bahn/Tram kann es schon mal vorkommen, dass man durch irgendeinen banalen Grund mit Jemanden völlig Fremdes ins Gespräch kommt. Vielleicht findet der die Sachen, die man anhat interessant. Oder er hatte auch vor, sich eine digitale Spiegelreflexkamera zu kaufen. Oder vielleicht interessiert ihn auch nur jemandes Lebensgeschichte. Ich übertreibe etwas, aber im großen und ganzen ist auch das normal. Was in Deutschland maximal von Bettlern und Irren zu erwarten ist, wird hier nahezu erwartet.

Vielleicht gibt es dahinter eine gewisse Oberflächlichkeit, aber bisher habe ich fast ausschließlich erschreckend hilfsbereite Leute getroffen. Natürlich gibt es auch hier Idioten... wo gibt es die nicht? Aber sie sind nicht so auffällig. In diesem gesamten Monat habe ich vielleicht ein oder zweimal irgendetwas Negatives direkt mitbekommen. Kulturschock.

Na ja, ich mache an der Stelle am besten erst einmal Schluss, sonst schlaft ihr mir noch ein. Details zur Uni, den Kursen und "random stuff" (hm... "anderes/gemischtes Zeug"?) folgen zu einem späteren Zeitpunkt.

Zum Abschluss ein "Stimmungsphoto" mit Blick auf unseren wunderschönen Waschsalon und "meiner" Tram-Haltestelle.


9 Kommentare:

  1. Der Waschsalon... ^^ Also wenn ICH... bzw. mein Kleidungsstil nen Gebäude wären, würde das wahrscheinlich genau wie die Laundrette aussehen ^^. Mwahaha. Geiles Grün. Aber es sieht schon bisschen nach schlechtem Wetter aus nicht?

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  2. Du kannst dich hier nicht auf dein Wettergefühl verlassen. 15 Minuten später waren fast alle Wolken weg...

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  3. Hi Matt!!
    How are you my friend? Finally I made it to your blog! You lucky bastard! Walking around in Oz... My ultimate dream!!

    I hope your having a wonderful time over there!
    I'll try to read your blog regularly, but can't promise anything, 'cause life has been busy lately! I have a new job (again!) and I teach Dutch now. Quite cool!

    Have you seen anything Raven-ish yet? the J's?
    If so: please greet them. It's been ages since I last heard from them...

    Lots of love from Belgium,
    Elke

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  4. Klingt ja alles sehr schön!
    Ich war am Wochenende mal wieder in Berlin, und ich mag Berlin auch sehr gerne :)
    Aber dieses dörfliche, freundliche gibts da ja eher nicht so, deswegen ists bestimmt sehr schön bei dir. Zumindest ist dann Einsamkeit nicht so akut (hoffentlich!).
    Und das Foto finde ich ganz toll! Diese Farben und die Atmosphäre, hach ja!
    Viele Grüße aus Deutschland (hier regnets und ists kalt, hoffentlich nicht bei dir!)

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  5. Hey Elke, nice hearing from you! I met the J's last Friday for a chat and some food, yes.
    Yay for having a job. I need one too... sooo if you know anyone who may need a website, you know how to get in touch. ;P

    Hope to catch you on MSN soon!

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  6. Danke für das Lob! Das Licht war super toll an dem Tag (mit der Farbintensität und den Kontrasten hab ich natürlich ein bisschen nachgeholfen, aber das hast du ja sicher erwartet ;) ).

    Das war SO klar, dass du nach Berlin kommst während ich nicht da bin! :P

    Ich muss sagen, so wie es hier ist, stört mich die Dörflichkeit auch nicht so. Der tatsächlich "städtische" Bereich ist so klein, dass da eh kaum jemand wohnt.

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  7. diesen Mentalitätsunterschied musste ich auch erst lernen, ist immernoch schwer, denn in Sofia isses wie in Melbourne in dieser Hinsicht. OHNE Oberflächlichkeit.

    Aber auch in Berlin gibt es dieses dörfliche und diese Gemeinschaft und dieses liebe, hilfsbereite. Die Gegend sagt dir sicher was: Alt- Köpenick! Teilweise auch in Friedrichshagen, meinem alten Lebensmittelpunkt (Gymnasium).

    Ich bin am SA durch Alt- Buchhorst durchgefahren, dann in Erkner an deinem Gymnasium vorbei, als wir zuerst nach Gosen shoppen und dann nach Mahlsdorf Geburtstag mitfeiern waren. Musste natürlich total an dich denken dabei.

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  8. Na ja, ich bin aber Zentrumsberliner... für mich sind Alt-Köpenick und Friedrichshagen nicht mehr so richtig Berlin. ;P Alles außerhalb des Rings zählt nicht mehr so richtig... oder sollte aus Image-Gründen nicht zählen. lol

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  9. Pah! Snob! *lach*

    Wenn Schönefeld und Tempelhof Berlin sind, dann ist das Köpenick erst recht! Und Friedrichshagen ist neuerdings meiner Meinung nach ein zweites Prenz´lberg geworden. Lauter hippe Läden, Restaurants, Yogastudios, Geburtshaus, Perlenladen, Woll/Handarbeitsladen... hey, und in Köpenick mit Blick aufs Wasser lebst du teilweise echt presiwert und bist trotzdem in 30 -45 Minuten an der HU in Mitte.

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